SCHINCKELLE - Deutsche Zusammenfassung
In den Studien der Heraldik werden heute meistens die Siegel und Wappenbücher als Quelle verwendet. Siegel sind wichtige Quellen, geben aber keine Farben an; Wappenbücher oder illustrierte Manuskripte dagegen wohl. Heutzutage werden Wappenbücher nicht alleine bearbeitet, sondern auch integral herausgegeben (z.B. das Wappenbuch von Gelre und der Teil "Flandern" aus dem Wappenbuch des "Gulden Vlies").Mit Wappen illustrierte genealogische Manuskripte werden nur selten als heraldische Quellen erwähnt obwohl in Familienarchiven ein Schatz an derartigen Manuskripten verborgen liegt.Die Studien und Herausgabe von mit Wappen versehenen Genealogien ist noch ein brachliegendes Gebiet. Die integrale Herausgabe und die Bearbeitung des Manuskripts "Schinkelle", eine reiche Quelle für Familienwappen in West Flandern, kann deshalb als Pionierswerk betrachtet werden. Die Herausgeber können allein hoffen, dass ihre Initiative Nachfolgung kennt.
Das Manuskript "Schinckelle" erfasst 42 Folios mit durchlaufendem Text, abgewechselt mit genealogischen Schemas. Es ist sehr gepflegt geschrieben. Die Sprache ist Französisch, aber mit Zitaten aus älteren Manuskripten in Flämisch. Der Autor identifiziert sich nicht und gibt auch keinerlei Hinweis auf das Jahr des Zustandekommens. Er konnte aber identifiziert werden als Roeland Schinckelle (1622-1667) und sein Werk wurde realisiert zwischen 1654 und 1666. Das Manuskript erfasst mehr als 500 sehr fein gepinselte Wappenschilder, die 175 verschiedenen Familien gehören. Diese sind das Werk entweder des Autors selbst (er war auch Amateur-Maler) oder vielleicht des Malers Vigor Boucquet aus "Veurne". In dem Manuskript werden später am Text noch verschiedene kleine Ergänzungen vorgenommen, von anderer Hand geschrieben.
Es gab zwei Familien "Schinckel", aber mit sehr verschiedenen Wappenschildern. Das Manuskript erörtert lediglich eine von beiden, nämlich diejenige die seit ungefähr 1540 ihren Namen stets mit doppel "l" schrieben (Schinckelle). Die andere Familie schrieb ihren Namen als "Schynckele". Obwohl beide Familien schon im 14ten Jahrhundert in Veurne verblieben, und beide auch zahlreich in der Schöffenbank der Stadt und/oder "Kasselrij Veurne" vertreten waren, war ihnen untereinander ein genealogischer Verband nicht bekannt (und noch stets nicht). Beide Familien genossen ein eben hohes Ansehen. In 1643, in einer Zeitspanne von kaum 70 Tagen, wurde ein Mitglied aus jeder dieser beiden Familien zum Ritter geschlagen.
Ein genealogisches Manuskript ist nur selten ursprünglich vollständig, sondern meistens eine Synthese früherer Nachforschungen, Kompilationen des Familienarchivs mit Ergänzungen und Korrekturen aus eigenen Nachforschungen. Neben gedruckten Ausgaben (de l'Espinoy, Sueyro und Sanderus) und die genealogischen Sammlungen von M. und C. Gailliard, konsultierte Roeland Schinckelle auch Schriftstücke anderer kaum bekannte Genealogen wie Leonard de Cant und Charles van Hondeghem. Er benutzte ebenfalls persönliche Notizen seiner Vorfahren, wovon manche auch selbst schon genealogische Nachforschungen verrichtet hatten, wie sein Grossvater und Leonard de Cant, der ein Verwandter der Schinckelles zu sein scheint. War die Idee um ein reichlich illustriertes, genealogisches und heraldisches Manuskript zusammenzustellen auch am Anfang vorhanden? Wir haben allen Grund um anzunehmen, dass das in 1623 verfasste genealogische-heraldische Manuskript der Familie "de Bryarde" (vom Schloss "Beauvoorde") eine Quelle von Inspiration gewesen ist. Zwischen beiden Familien gab es ein enges Familienband, welches wir rekonstruieren konnten. Das der Autor auch noch nach Beendigung seines Manuskripts weiter suchte, zeigt eine spätere Notiz von ihm, die wir in der Manuskriptensammlung der Universität Gent zurück gefunden haben.
Nach dem Tode des Autors blieb das Manuskript in der Familie. In 1723 finden wir es bei François de Schinckelle, Bürgermeister von Kortrijk. Aber Ende des 18. Jahrhunderts taucht das Manuskript erneut in Veurne auf, wo es von zwei leidenschaftlichen Genealogen, van der Mersch de Rosendaele und Dacquet, ausführlich und sehr kritisch konsultiert wurde. Es wurde ein Beweis gefunden, dass Charles Dacquet einer von denen war die anoniem im Manuskript Ergänzungen gemacht hat. Ein Jahrhundert später, in 1893, wurde das Manuskript eben ausführlich nachgeschlagen durch den Genealogen Arthur Merghelynck bei dem damaligen Besitzer Albéric de Crombrugghe de Looringhe. Diese Information war eine Anregung um nachzuforschen wie das Manuskript in den Besitz dieser Familie gekommen ist. Dies konnte vollständig rekonstruiert werden. Hieraus ergibt sich, dass nach dem Aussterben der Schinckelles, es die andere Familie "Schynckele" (ihrerseits ausgestorben in 1816) war, die das Manuskript durch Vererbung in die Familie de Crombrugghe brachte (übrigens kam auch das genealogische-heraldische Manuskript "de Bryarde", nach dem Aussterben der de Bryardes, ebenfalls auf dem gleichen Weg in die Familie de Crombrugghe, jedoch ist dieses letzte Manuskript abhanden gekommen).
Im Stadtsarchiv von Veurne befindet sich eine sehr genaue 18te Jahrhundert Kopie des Manuskripts von Schinckelle, jedoch ohne Abbildungen von Wappenschildern . Der Verfasser der Kopie identifiziert sich selbst nicht, konnte aber nachgezogen werden als Guillaume F.D. Van der Meulen aus Roesbrugge, der viele alte Manuskripte kopierte oder selbst neue zusammenstellte. Wir konnten den Familienverband rekonstruieren von Van der Meulen bis an den Schenker der Kopie an das Stadtsarchiv von Veurne, circa 1860.
Zwecks Beschreibung der Sphäre in der das Manuskript zustande kam, wurde die Genealogie Schinckelle vom Grossvater des Autors ab, bis zum Aussterben der Familie in 1764 rekonstruiert. Die Bedeutung und die Verbreitung des Familiennamens in Flandern wurde nachgeforscht. Es wurde besonders auf das Vorkommen des doppelten "l" geachtet. Entgegen allen Erwartungen ergab sich, dass vom 16ten bis 18ten Jahrhundert historische Quellen aus Veurne die Schreibweise mit doppeltem "l" rigoros respektierten.
Die Rekonstruktion der Genealogie wurde zu einer echten Familiengeschichte ausgearbeitet, mit grosser Aufmerksamkeit für historische Ereignisse, welche die Familienmitglieder mitmachten oder erleiden mussten, sowie die bewegten Zeiten der Religionskriege im 16ten Jahrhundert oder die Kriege der Franzosen im 17ten Jahrhunderd und die Vernichtung ihres Familienlandguts Walcourt (Hof ter Walle) in Adinkerke. In 1643 wurde Roelands ältester Bruder Jan zum Ritter geschlagen. Er endete sein Leben im Ausland, auf der Flucht vor vielen Gläubigern und seine Besitztümer wurden öffentlich verkauft. Seine jüngeren Brüder hatten eine weniger aufsehenerregende Laufbahn. François, der Militär, war der Vater von Denis, später ein bekannter Bürgermeister in Kortrijk. Roeland, der Genealoge, wurde Bürgermeister-Landhalter von der Stadt Veurne und von der gleichnamigen "kasselrij". Die Familie Schinckelle starb in 1764 in Madrid aus.
Wir untersuchten auch noch verschiedene heraldische Aspekte des Manuskripts selbst, sowie die zahlreichen Änderungen der Wappenschilder und Beizeichen und vor allem die Legende, dass das Hermelin in ihrem Wappenschild ein Ehrenzeichen sein soll, welches der Familie im 14ten Jahrhundert durch den Herzog von Bretagne verliehen wurde.
Der Leser kann das 17te Jahrhundert alte Manuskript integral in "facsimile" konsultieren in einer noch sehr lesbaren Handschrift in Französischer Sprache. Daneben folgt noch eine Übersetzung in Niederländisch.
Zum Schluss findet der Leser noch einen Namenindex (Familienamen und Vornamen), einen Ortsnamenindex, sowie ein index der Wappenschilder.
The book is out of print, for a CD version, contact Vlaams centrum voor Genealogie en Heraldiek (Handzame), vzw